C. cerebralis

Syn.: Cortex cerebri; Großhirnrinde; Pallium

cerebral c.

Abbildung

etwa 2–5 mm dicke, aus Nervenzellen bestehende Schicht des Großhirns mit ca. 17 Milliarden Nervenzellen. Höchstes Integrationsorgan des ZNS. Übt v.a. bedingt-reflektorische u. analysatorische Funktionen aus und wirkt auf sämtliche Organfunktionen u. auf die tieferen Zentren des ZNS (auch die vegetativen) ein. Die Großhirnrindenfläche beträgt ca. 2000 cm2, das Volumen ca. 600 cm3 (40% des Gesamthirnvolumens). Die Nervenzellen sind in Schichten angeordnet (Stratifikationsprinzip) und zugleich senkrecht dazu in Funktionssäulen oder „Modulen“ (Kolumnenprinzip); sie besitzen ein engmaschiges Dendritennetz, das die Wechselwirkung zwischen den Nervenzellen in vielfältiger Weise ermöglicht. Feinbau: histologisch eingeteilt in sechs oberflächenparallele Schichten (Laminae), deren Benennung nach der überwiegend vertretenen Zellart erfolgt: Lamina I (Lamina molecularis): zellarme Schicht, hauptsächlich Cajal-Horizontalzellen, außerdem Tangentialfasern (Stria laminae molecularis); Lamina II (Lamina granularis externa): dicht gelagerte Körnerzellen, wenige Tangentialfasern (Stria laminae granularis externae); Lamina III (Lamina pyramidalis externa): viele, kleine Pyramidenzellen (exzitatorische Projektionsneurone), Radiärfasern (aus dem Mark aufsteigende Afferenzen); Lamina IV (Lamina granularis interna): Körnerzellen, viele Tangentialfasern (Stria laminae granularis internae, äußerer Baillarger-Streifen) u. Radiärfasern; Lamina V (Lamina pyramidalis interna): viele, große Pyramidenzellen, viele Tangentialfasern (Stria laminae pyramidalis internae, innerer Baillarger-Streifen) und Radiärfasern; Lamina VI (Lamina neuronorum fusiformium, früher: Lamina multiformis): verschieden geformte Zellen, besonders häufig Spindelzellen, Radiärfasern. Dieser sechsschichtige Rindentyp wird als Neocortex bezeichnet, da er phylogenetisch der jüngste ist. Die älteren, dreischichtigen Typen sind der Archaeocortex u. der Palaeocortex. Außer diesen horizontalen Gliederungen zeigt der C. cerebri in vertikaler Richtung eine Grobgliederung in Areae (Feldereinteilung nach Brodmann) sowie eine Feingliederung in Säulen (Columnae), die histogenetisch aus der Nervenzellmigration entlang von radiären Glialeitstrukturen herrührt u. funktionell die Spezifität der Reizantwort erhöht (s. Abb.). S.a. Hirnrindenkarte. Funktion: Physiologisch ist der C. cerebri der führende Teil verschiedener Funktionssysteme des Gehirns. Hierzu gehören die Assoziationsfunktionen, die Analysatorenfunktionen (Verarbeitung der Erregungszuflüsse aus den Sinnesorganen), die Gedächtnis- und die Lernfunktionen. Besonders eng sind die Wechselwirkungen zwischen Cortex cerebri u. Thalamus (thalamokortikales System).

Verwandte Themen:

Gehirn; Großhirnrinde; Hemisphaerium cerebralis; Hirnmantel; Hirnrinde; Kortex; Mantelhirn; Neocortex; Pallium; Substantia grisea; Telencephalon

Ausgewählte Internet-Seiten:

Deutsche Gesellschaft für Neuropathologie und Neuroanatomie
The Whole Brain Atlas (engl.)

© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.